Uni Tübingen an Bord des Peace Boat
Als Vorbereitung für die an Bord stattfindende Begegnung mit den Hibakushas überlegten wir uns Fragen zu den für uns interessantesten Schwerpunkten. Mit Jasna und Mr. Fiser brachen wir dann gen Hafen auf, wo wir bereits das als kleinen weißen Punkt am Horizont wahrzunehmende Peaceboat sich langsam nähern sahen.
Plötzlich rückte das Unfassbare in greifbare Nähe: Ein Schiff mit all’ den Menschen und ihrer jeweiligen Lebensgeschichte, das Peaceboat selbst mit seiner eigenen Geschichte und unsere Vorbereitung und freudige Erwartung auf diese Exkursion trafen in diesem Moment aufeinander.
Während viele der japanischen Passagiere sich auf den Weg nach Izmir machten und uns dabei freundlich mit “Guten Tag”, “Wie geht’s” etc. begrüßten, wurden wir von Ruben, unserem Koordinator sowohl herzlich als auch sehr persönlich empfangen: Er hatte all’ unsere Namen parat und konnte sie den Gesichtern zuordnen. Wie dies möglich war, sollten wir später an Bord erfahren (siehe folgendes Bild).
Die anschließende – von Ruben geleitete – Tour durch das Schiff beeindruckte uns alle und endete mit einem interaktiven Japanisch-Crashkurs/Refresher.
Während des ersten japanischen Essens an Bord fanden erste Begegnungen mit den Japanern an Bord und statt.
Im anschließenden Workshop diskutierten wir mit Mr. Fiser das Thema “Krieg in Ex-Jugoslawien”. Zu den von uns gestellten Fragen eröffnete er uns seine persönliche Sichtweise. Dabei behandelte er insbesondere die Thematik der Kriegsursachen. So legte er sein Augenmerk auf ethnische, religiöse und wirtschaftliche Faktoren. “Wie ist es möglich, dass Menschen, die Nachbarn sind – und das über einen langen Zeitraum hinweg – plötzlich einander bekriegen?”, war dabei eine der prägnanten Fragen.
Mr. Fiser informierte uns über verschiedenste Hintergründe der kriegerischen Auseinandersetzungen, indem er beispielsweise auf die geschichtliche, politische und wirtschaftliche Dimension Bezug nahm: Politische und militärische Machtverschiebungen, die Zusammensetzung der einzelnen Gruppierungen, die Entwertung des Geldes während der Inflation etc.
Als Ergebnis der Diskussion kann festgehalten werden, dass nicht ein einziger Faktor als Ursache für den Konflikt zu benennen ist. Vielmehr existieren viele Faktoren, die sich gegenseitig bedingen, wobei jedoch die verschiedenen Kriege in Ex-Jugoslawien getrennt voneinander betrachtet und untersucht werden sollten. Viele sich daraus ergebende Fragen wurden nach dem Workshop noch weiter diskutiert und früher oder später fanden sich alle in ihren Kajüten ein, um die erste Nacht sanft in den Schlaf gewogen zu werden.
Bettina
1 | 2 | 3 | 4In diesem Blog berichten Studierende der Uni Tübingen über die Peace Boat Exkursion 2009. Vom 2. bis 10.10. reisen wir von Izmir (Türkei) über Piräus/Athen (Griechenland), Dubrovnik (Kroatien) nach Civitavecchia/Rom (Italien). Im Rahmen von Workshops und Präsentationen an Bord und während der Landgänge behandeln wir folgende Themen: Vergangenheitsbewältigung, die Kriege in Ex-Jugoslawien, den griechisch-türkischen Konflikt, politischer Islam, etc.
Dieser Blog erfährt Aktualisierungen so wie es uns möglich ist in den Hafenstädten oder über die Satelitenverbindung des Schiffs neue Beiträge online zu stellen.
Die Studienfahrt wird auch in diesem Jahr aus Mitteln der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und des Unibundes der Universität Tübingen bezuschusst. Wenn Sie Interesse daran haben, dieses Projekt zu unterstützen, wenden Sie sich bitte an das Institut für Politikwissenschaft, Abteilung Internationale Beziehungen, Friedens- und Konfliktforschung der Uni Tübingen.