2009-12-08

Bericht ICTY

Robert über den ICTY Workshop

Am nächsten Morgen stand ein Seminar mit Nenad Fišer an. Diesmal ging es um seinen Arbeitgeber, den ICTY, den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, mit Sitz in Den Haag. Hier der Link: http://www.icty.org/. Mr. Fišer gab uns seine persönlichen Erfahrungen weiter, welche die Aktivitäten und Probleme betreffen, denen er während der Arbeit am Strafgerichtshof begegnete. Das Tribunal ist zuständig für die Verfolgung schwerer Verbrechen, die seit 1991 in den Kriegen in Jugoslawien begangen wurden.

Die Aufgaben des ICTY sind vielschichtig. Zunächst sollen natürlich die Täter für die Kriegsverbrechen bestraft werden (Der Slogan des ICTY lautet: “Bringing war criminals to justice, bringing justice to victims”). Weiterhin soll klargemacht werden, dass es für diese Verbrechen kein Entkommen gibt. Ein weiteres Ziel ist es, zu vermeiden, dass sich etwas wie in Ex-Jugoslawien wiederholt. Schließlich soll der Strafgerichtshof beim Aufarbeitungs- und Verstehensprozess helfen. Gesetzesrechtlich betrachtet stellt der Gerichtshof eine Mischung aus Angelsächsischem und Kontinental geprägtem Rechtssystem dar.[http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetzesrecht] So gibt es weder Geschworene noch einen einzelnen Richter (sondern sechs bis acht). Insgesamt ist der ICTY dem Internationalen Strafgerichtshof recht ähnlich. Es werden verschiedene Straftaten bearbeitet, wovon die schwersten Delikte Genozid sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind. Darüber hinaus gibt es noch die Kategorie der “Identitätszerstörung”, welche sich aus drei Verbrechen zusammensetzt: Tötung oder Vertreibung der Menschen, Vergewaltigung der Frauen und Zerstörung der Ethnizität durch Vernichtung von Häusern, Sakralbauten und gemeinsamer Geschichte. Schließlich gibt es noch zwei Straftaten, welche der Kriegsführung zuzuordnen sind: Versklavung (auch als menschliche Schilde) sowie Befelsverantwortung, welche die am schwersten nachzuvollziehende ist.

Das angeschlossene Gefängnis und dessen Wächter werden von der UN gestellt. Am ICTY sind dreierlei Arten von Mitarbeitern tätig: Angestellte mit administrativen Aufgaben, Richter und OTPs. Es gibt keine eigenen Vollzugsbeamten mit entsprechenden Kompetenzen (wie sie vergleichsweise das FBI als Bundesstaatsübergreifende Behörde besitzt). Es wird in drei Sprachen verhandelt: BSC (eine Mischung aus Bosnisch & Serbo-Kroatisch), Englisch und Französisch.

Probleme ergeben sich unter anderem aus dem Fehlen von Aufzeichnungen. Zum Vergleich: Bei den Nürnberger Prozessen lag nahezu alle Beweislast schriftlich vor, da das meiste sehr penibel festgehalten wurde. Eine weitere Schwierigkeit stellt die so genannte “Rule 61” dar. So wird dem ICTY, unter Hinweis auf die Nationale strategische Sicherheit, Einsicht in gewisse Beweise nur unter der Auflage gewährt, dass diese Beweise im Gerichtssaal nicht verwendet werden dürfen. Darüber hinaus wurde in den Jugoslawienkriegen viel Propaganda via TV und Radio, anstatt in Zeitungen, übermittelt. Daher fehlen viele “backups”. Schließlich gibt es noch Zeugeneinschüchterungen, was die Arbeit ebenso erschwert wie das Fehlen von “Sozial-Psychologen”, welche für die Auswertung und Einschätzung von Propagandamaterial immens wichtig wären. All diese Probleme führen, in Kombination mit der zu geringen finanziellen Ausstattung, dazu, dass oftmals nicht die schlimmsten, sondern die am leichtesten nachzuvollziehenden Fälle behandelt werden.

Nichtsdestotrotz lautet die aktuelle Bilanz: “The Tribunal indicted a total of 161 persons, Proceedings are ongoing for 41 accused, Proceedings have been concluded against 120 persons, Two accused still at large: Ratko Mladić and Goran Hadžić.”[http://www.icty.org/]

2009-10-26

Hiroshima & Nagasaki Poster

Die Hiroshima & Nagasaki Poster, die die Teilnehmer der Exkursion von den Workshops mit den Hibakusha und die Leser unseres Blogs von einigen Bildern kennen, gibt es auch im Netz unter folgender Adresse

Hiroshima & Nagasaki Poster

phil

2009-10-14

Eine Auswahl Der Bilder

Die bereits mündlich angekündigte Auswahl meiner Bilder könnt ihr ab sofort hier als ZIP-Archiv herunterladen. Das ist die Auswahl die auch bei unserer “farewell party” als Slideshow lief.

  • insgesamt 32 MB
  • 261 Bilder
  • 1200×800 bzw. 800×1200 Pixel

Bilddaten in höherem Umfang wie sie beispielsweise zum Druck benötigt werden sind auf Anfrage bei mir erhältlich.

phil

2009-10-14

Questions on Dealing With the Past

Summary of the questions asked during the workshop “Dealing with the Past”.

On the last night, around 50 people gathered to ask questions to the german participants. The interest was extremely high. The workshop, which lasted 2 hours, could have be at least twice as long. The discussion continued until late in the night… Here is a list of some of the questions:

How strong is peace education in Germany? How influential is fascism today? If Hitler would not have existed, would the second world war occured? Did people in East and West Germany deal with their violent past the same way? How do you feel about German soldiers who died in other countries? How is the relationship between French and German people nowaday? Considering their violent past, are Germans less or more likely to use weapons than citizens coming from countries without a violent past? Are the one who ignored the concentration camps innocent? What are the difference of responsibilities between victorious and defeated countries? How many people are still being judged in Germany today? How can people prevent war?

Francois

2009-10-14

Lots of Free Space

Liebe Exkursionsteilnehmer & Freunde,

unsere Reise hat zwar vor einigen Tagen in Civitavecchia ihr planmäßiges Ende gefunden, aber ihr dürft über eure Erlebnisse und Erfahrungen gerne weiter reflektieren und berichten. In diesem Blog gibt es noch “Lots of …”

phil

2009-10-10

Come Again, You Are the Best

With wonderful, intelligent, responsible, smart and witty students, the work is simply the pleasure and great fulfillment. And fun! The presentation Dealing with the Past was so mature, thought out, and I will not exaggerate saying that it has the value of the document to be published and performed in many other occasions. Listening to it I felt like the history made its pick that evening. The same I felt during your workshops with Hibakusha, and when I think now about words said to you by Niiki- san, still I have goose skin. You are great and fantastic! Hugs! And Kisses! And again hugs! And more kisses…

Jasna

2009-10-10

Goodbye and Thank You for the Fish

Letzte Nacht feierte die Tübinger Gruppe ihren Abschied bis spät in die Nacht bzw. früh in den Morgen. Am Morgen danach sehen die Gespräche am Frühstückstisch so aus: ich sitze einem Tübinger Studenten gegenüber, neben ihm eine junge Japanerin, die Flüssigkeit aus kleinen Tütchen in eine Art Reisbrei rührt. Ich zu meinem Gegenüber: „wenn sie das jetzt gleich isst wird mir schlecht“. Er zu mir:“zum Glück muss ich es nicht mit an schauen“. Ich: „jetzt schlägt es Blasen und zieht schleimige Fäden“. Wir gehen in die Kabinen, geben der Webreporterin von Peace Boat noch ein Interview zu unseren Erfahrungen mit den Hibakusha, packen unsere Sachen und checken aus. Ich persönlich werde das Frühstück keineswegs vermissen – den Rest schon.

Dieser Blog vermittelt einen Eindruck davon, wie sehr uns diese Reise gefallen hat. Ich denke, dass ich im Namen aller Koordinatoren spreche, wenn ich der Gruppe hiermit noch einmal danke: für eure wirklich herausragende Präsentation, die tollen Gespräche, eure sehr professionelle Arbeitseinstellung, die Motivation und Energie die ihr in dieses Programm habt fließen lassen. Die Liste ist endlos. Ich bin mir sicher, wir bleiben in Kontakt – vielleicht sieht man sich ja sogar in zwei Jahren auf dem Peace Boat wieder…

Special thanks to Jasna, Nenad, Ruben and the rest of the Peace Boat Team including the CCs you are amazing people and we will miss you. Thank you as well to the passengers and crew members who made this trip possible and unforgetable. Special Thanks to Nadine, Uli & Anne for organizing and coordinating the program!

Sophia

2009-10-10

Dealing With the Past – Q&A Session

Zu unserer „Dealing with the Past Q&A Session” kamen viele interessierte Japaner/innen, die sich zunächst noch einmal unsere slide show anschauen wollten, dann einer kurzen Einführung der Studenten lauschten und sich anschließend in drei Arbeitsgruppen mit jeweils einer Übersetzerin aufteilten.

Diskutiert wurden die folgenden und ähnliche Fragen: „Wer waren die kahlgeschorenen jungen Männer auf den Photos (Neo-Nazis)?“, „warum verhalten sie sich so“, „denkt ihr, dass es in Japan oder sonstwo auf der Welt eine vergleichbare Person zu Adolf Hitler gab oder gibt?“ oder „was ist Friedenserziehung und wie wird das in Tübingen unterrichtete?“. Auch die Schuldfrage („sind Soldaten nur die Täter oder auch Opfer des Krieges“ und „würdet ihr einen Friedhof für deutsche Soldaten im Ausland besuchen?“) wurde aufgegriffen genauso wie Schüleraustauschprogramme zwischen den ehemaligen Konfliktparteien großes Interesse erweckte.

Sophia

2009-10-10

Hibakusha Interviews

Zusätzlich zu unserem Workshop entschieden wir uns für eine Interview-Session mit den Hibakusha. Uli bereitete sechs Fragen vor (z.B. die Frage, was Hibakusha eigentlich bedeutet, warum sich die Hiabkusha dazu entschlossen haben, in der Öffentlichkeit ihre persönlichen Geschickten zu erzählen, wen sie für die Bombenangriffe verantwortlich machen würden (den Piloten, die US Regierung, die Deutschen…), ob sie heute vergeben können und wenn ja, woher sie die Kraft hierfür nehmen, was sie unter Peace Education verstehen und welche Botschaft sie jungen Deutschen mit auf den Weg geben möchten bzw. was ihr Anliegen heute ist.

Erneut beindruckte uns die Offenheit der Hibakusha, wenn es um ihre persönlichen Geschichten geht – in Bezug auf Frage nach der Verantwortung bzw. Schuld (die tendenziell der japanischen Regierung zugesprochen wird) bekommen wir hingegen unerwartete Antworten. Bei kontroverseren Themen wird uns oft (sehr charmant) ausgewichen.

Alle Interviews wurden vom IfT aufgezeichnet und werden in Zukunft in der hauseigenen Friedenserziehung Verwendung finden. Auch Plakate über Hiroshima und Nagasaki wurden uns geschenkt, genauso wie ein sehr persönliches Kunstwerk (ein Holzschnitt/Druck) eines Hibakusha.

Sophia

2009-10-09

Weitere Eindrücke

Asli über interkulturelle Erfahrungen

Seit fünf Tagen kontakten wir nun die Japaner. Really really nice and very friendly people. So bin ich losgezogen und habe alle gefragt, was denn ihre schönsten, skurilsten oder emotionalsten Erlebnisse mit den Japanern waren. Wir sind uns alle einig, dass diese zarten Wesen entgegen aller Erwartungen sehr kontaktfreudig sind. Wir dachten alle, wir würden es schwer haben, mit ihnen in Kontakt zu treten. Dem war nicht so, die Japaner sind so freundlich und so interessiert, dass wir manchmal gar nicht dazu kommen, selbst Fragen zu stellen.

Beispielsweise hatten Tanja und ich gleich am ersten Abend ein tolles Erlebnis mit Hibakushas (Hiroshima und Nagasaki Überlebenden), die an unseren Tisch platziert wurden. Natürlich wussten sie, dass wir die „expected German students“ waren und haben sofort angefangen, Fragen zu stellen und zu erzählen. In einem verwirrten Moment, als keiner mehr wusste, um was es eigentlich ging, fing der ältere der beiden Herren an so herzhaft zu lachen, dass wir alle Tränen gelacht haben.

Beim zweiten Mittagessen saß Phil mit fünf Japanerinnen (Betti sagt: „Phil und sein Harem“) an einem Tisch. Sie hatten ihn binnen Minuten in ein Kauderwelsch aus Japanisch und Englisch verwickelt. Wir fürchteten alle schon, dass sie ihn nie wieder loslassen würden. Jede von ihnen wollte nämlich mindestens ein Bild in seinen Armen.

Gina sagte nach dem Essen: „Sie lachen immer, aber ich habe gemerkt, sie lachen einen nicht aus.“

Drei Japanerinnen machen Werbung fuer unsere Praesentation Tuebinger machen Werbung fuer die Praesentation Ein paar Informationen zu Dubrovink gefaellig?

Sophia erzählte, dass Nenad, Phil und sie selbst einmal Kawasaki-San im Gang trafen. Er ging vor ihnen auf die Knie und setzte sich auf den Boden. Sie wurden aufgefordert, ihm zu folgen. Dann nach einem kurzen Moment der Ruhe, begann Kawasaki-San, ein traditionelles japanisches Lied aus dem 16. Jh. zu singen. Sophia sagte, dass es zwar sehr schön war, aber nach einer Weile schliefen ihnen die Beine ein und auch die geduckte Haltung tat wohl dem Rücken nicht so gut.

Das Peace Boat passiert... ...die Meerenge... ...zwischen Italien und Sizilien.

Well, sagt man im Englischen (mittlerweile sprechen wir alle eine Mischung aus Englisch und Deutsch) alles in allem sind wir einfach nur traurig, dass es bald vorbei ist. Diese Erlebnisse kann so schnell niemand toppen. Danke Ulli, Nadine, Anne, Harald und Sophia, dass Ihr alles so toll organisiert habt.

Asli

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Über das Projekt

Über diesen Blog

In diesem Blog berichten Studierende der Uni Tübingen über die Peace Boat Exkursion 2009. Vom 2. bis 10.10. reisen wir von Izmir (Türkei) über Piräus/Athen (Griechenland), Dubrovnik (Kroatien) nach Civitavecchia/Rom (Italien). Im Rahmen von Workshops und Präsentationen an Bord und während der Landgänge behandeln wir folgende Themen: Vergangenheitsbewältigung, die Kriege in Ex-Jugoslawien, den griechisch-türkischen Konflikt, politischer Islam, etc.

Dieser Blog erfährt Aktualisierungen so wie es uns möglich ist in den Hafenstädten oder über die Satelitenverbindung des Schiffs neue Beiträge online zu stellen.

Funding

Die Studienfahrt wird auch in diesem Jahr aus Mitteln der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und des Unibundes der Universität Tübingen bezuschusst. Wenn Sie Interesse daran haben, dieses Projekt zu unterstützen, wenden Sie sich bitte an das Institut für Politikwissenschaft, Abteilung Internationale Beziehungen, Friedens- und Konfliktforschung der Uni Tübingen.

Eberhard Karls Universität Tübingen
Institut für Politikwissenschaft
Melanchthonstr. 36
72074 Tübingen
Tel. 07071 - 29 732 45
Fax 07071 - 29 24 17

Kontaktpersonen:
Prof. Dr. Andreas Hasenclever,
Prof. Dr. Thomas Dietz,
Sophia Benz
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